CDU-Kreisverband Herford

Kritische Bilanz eines Unangepassten

Dieter Dombrowski spricht bei Feierstunde der CDU zum Tag der Einheit

Kreis Herford (wst). Anpassung kam für Dieter Dombrowski nicht in Frage. Unter dem Beifall von rund 120 Zuhörern erzählte der gebürtige Berliner, wie er die Patenschaftsurkunde des ersten Staatspräsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, die er als achtes Kind seiner Familie bekam, im Alter von 24 Jahren an die ostdeutsche Regierung zurückgeschickt hatte. Der Generalsekretär der CDU Brandenburg und Landtagsabgeordnete war Festredner bei der Feierstunde anlässlich des Tages der deutschen Einheit, zu dem am Samstag die CDU im Kreis Herford in den Schützenhof eingeladen hatte.
1973 war der Katholik wegen versuchter Republikflucht zu vier Jahren Haft im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen verurteilt worden, eine Erfahrung die er mit fünf seiner sieben Geschwister teilen sollte. Trotzdem zeigte er Verständnis für diejenigen, die heute der »SED-Nachfolgepartei« Die Linke folgen würden. »Das sind diejenigen, die sich als Verlierer der Wende einstufen oder der Vision einer alle glücklich machenden Welt nachstreben.« Schließlich sei es verständlich, wenn Menschen nach gesellschaftspolitischen Umwälzungen entscheiden müssten, ob sie ihr altes Leben neu bewerten oder in alten Denkmustern verbleiben sollen. Viele aus der Nomenklatur der DDR hätten sich schnell in Demokratie und Marktwirtschaft hineingefunden und sich darauf verstanden, den Rechtsstaat für sich zu nutzen. Ehemalige DDR-Bürger zeigten sich enttäuscht vom Westen, den sie sich früher viel rosiger vorgestellt hätten. Auch Dombrowski blieb nicht von Enttäuschungen verschont, als er feststellte, dass »Unrecht in der DDR und die Folgen der Teilung im Westen nicht Gegenstand täglicher Empörung, sondern in großen Teilen der Bevölkerung eine Frage der Gedenktage war«. Westdeutsche Politiker wie Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine hätten die Wiedervereinigung und 17 Millionen ostdeutsche Landsleute aus ideologischen Gründen und Geltungssucht verraten. Selbst in der Union habe es Zweifler gegeben, die das Wiedervereinigungs-Gebot aus dem Grundsatzprogramm streichen wollten, wie er noch im September 1989 habe erleben können. Dennoch dankte Dombrowski den Christdemokraten aus dem Kreis Herford dafür, dass sie als Bürger der alten Bundesrepublik den Wunsch nach Wiedervereinigung nie aufgegeben und als Steuerzahler den Aufbau der neuen Bundesländer mit getragen hätten.

 Der Generalsekretär der CDU Brandenburg, Dieter Dombrowski (2. von links), zog 20 Jahre nach dem Mauerfall eine kritische, ungeschönte Bilanz, hier mit dem künftigen Landrat Christian Manz, CDU-Kreisvorsitzendem Chris Bollenbach und Stellvertreter Tim Ostermann (von links).